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Überlegungen:

Vielleicht entsteht kein Buch mit den Bildern, sondern eine CD. Texte zu den Bildern sind nicht vorgesehen. Die Bilder sollen eine Ausdrucksmöglichkeit für Überlebende sein, die Schwierigkeiten haben, Worte für ihre Gefühle zu finden. Ihre eigenen Worte in der Wortlosigkeit. Keine vorgeformten Worte. Nicht Worte, die Gefühle beschreiben, die Victoria M. Data beim Malen hatte, sondern Worte, die die Bilder für den Menschen "sprechen", der sie anschaut oder jemandem zeigt. Eben ganz persönliche Worte, die nicht übertragbar sind und deshalb auch nicht vorgeschrieben werden können.

(Fehlt hier ein Bild?)

dazu stehen rund um die gestalt weitere gedanken und gefühle, u.a.:

  • ich kann mich nur auf mich verlassen
  • ich will nicht erwachsen werden
  • in meinen augen sitzt das NICHTS
  • niemand darf in meine augen sehen
  • niemand darf wissen wie’s in mir drin aussieht
  • niemand fühlt so wie ich, niemand versteht mich, niemand interessiert sich für mich, niemand hat mich gern
  • ich bin ganz anders als die anderen
  • blind, taub, stumm, gefühllos, weggeworfen, ungewollt, ungeliebt, verlassen, abgeschnitten, getrennt, einsam
  • in mir zusammengeknüllt


dazu habe ich u.a. geschrieben:

  • saxophon: ich möchte mich harmonisch, ruhig, beschwingt und im kreis von gleichgesinnten fühlen. ein könner im musikalischen bereich zu sein, war für mich als kind schon sehr erstrebenswert. ja, ich glaube, weil ich dann meinen wert fühlen könnte!
  • piranha: wahr gewordener alptraum. wahr gewordene angst und schrecken. wenn ich mich umdrehte, waren sie da. wenn ich vorwärts ging, erwarteten sie mich. wenn ich ausruhen wollte, verschlangen sie mich. wenn er mich ausspuckte, so wusste ich, dass ich noch für dieses ungeheuer zu ungeheuerlich war, um verdaut werden zu können. der schrecken meiner kindheit. in den pforten der hölle.
  • fische: sie sind vielleicht nicht mal ganz tot. sie wünschten, sie wären es, denn sie haben keine chance mehr zum leben. wenn er weg geht und sie sind nicht tot, dann ist es eine million mal schlimmer, als wenn er sie zertreten, tot getreten hätte. dann müssen sie leben, aber es ist nur ein verlängertes sterben.
  • mädchen: das mädchen ist süss. sie ist klein und unversehrt. ich fühle die sehnsucht, auch so zu sein. sie hat einen körper, der noch ihr gehört. sie wird von allen geliebt und beschützt. sie muss nicht auf sich selbst aufpassen. sie darf so süss und klein sein, ohne dass sie deshalb jemand vernaschen will und nur die hülle übrig lässt. sie ist, was ich sein möchte.
  • tränen: tränen über diese collage, die sehnsüchte zeigt, die brutal zerstört worden sind. sie hatten nie wirklich eine chance, und wenn ich diesen scheiss einmal werde abgeschabt haben und das leben hervor kommt, werde ich zu alt sein, um meinen sehnsüchten heimat zu geben.
  • gefesselte frau: das bin ich. gefesselt, alt, bloss gestellt, hoffnungslos. manchmal bin ich es auch nicht mehr. nicht mehr so alt, so bloss gestellt, so hoffnungslos. aber ich war es schon als kind: alt, bloss gestellt, hoffnungslos, ausgeliefert, bewegungslos, eingekerkert, abgeschoben, ... ich fühle stärkeres als diese worte ausdrücken. eine dimension, die wortlos ist, weil sie stärker und grösser ist, als jedes menschliche wort. ich könnte darin verloren gehen. diese dimension ist so unendlich, dass ich nie wieder herausfinden würde, wenn ich ganz darin versinken würde.
  • schrei: manchmal fühle ich mich so: ich möchte meinen mund öffnen und in die unendlichkeit hinaus schreien. und nie wieder mit dem schreien aufhören. ich kann nicht schreien. noch nicht? dieser kopf schreit für mich und wenn ich ihn anschaue, schreie ich mit ihm. doch das erleichtert mich nicht. er mobilisiert die schreie in mir und ich werde mir ihrer bewusster. ich habe das gefühl zu platzen.